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Filder-Zeitung

Geheime Kräfte und pure Energie: Programm 2022/2023 des Stuttgarter Theaterhauses

Winterzeit ist Zeit für Kultur und Zerstreuung im allerbesten Sinne - also Zeit mit der Familie, guten Freunden oder auch solo ins Theaterhaus zu gehen. Das Programm bietet für alle Vorlieben besondere Schmankerln.

Geheime Kräfte und pure Energie: Programm 2022/2023 des Stuttgarter Theaterhauses

Freischwebendes Fitness-Training? „Secret Power“ von Topas macht’s möglich. Foto: Alex Klein

Sie geht unter die Haut – die melancholisch-mystische Melodie, so zart wie unerbittlich von Frauen und Männern interpretiert, von orientalisch anmutender Perkussion vorangetrieben. Ein Rhythmus, der die Tänzerinnen und Tänzer ihre Hüften schwingen lässt, sich drehen und beugen, stapfen und kicken, im Reigen pulsieren und grooven. Wilder und wilder werden die Bewegungen, lauter und lauter das „Lalala“, kontrapunktisch von Bläsern aufgenommen, bis die Tanzenden mitsingen – und sich Tschaikowskys Schwanenseemotiv aus dem Klangteppich schält. So klingt „Swan Cake“, das Stück, das der israelische Choreograf Hofesh Shechter geschaffen und auch die atmosphärische Musik dazu komponiert hat. Es ist die erste Kreation Shechters für Gauthier Dance, die Dance Company des Theaterhaus’ Stuttgart. Sie ist eines von vier Stücken des Abends „Swan Lakes“, der ab 14. Dezember wieder im Theaterhaus zu sehen ist.


Innovativer Ballettklassiker

,,Schwanensee", das wohl bekannteste aller klassischen Ballette, in einer eigenen Kreation neu zu verhandeln - darum hatte Company-Chef Eric Gauthier neben Hofesh Shechter auch Marie Chouinard, Marco Goecke und Cayetano Soto gebeten. Deren 20minütigen Stücke beweisen, dass die Geschichte der verzauberten Schwäne längst nicht auserzählt ist. So schickt Cayetano Soto in „Untitled for 7 Dancers“ zu dramatischen Streicherklängen von Cellist und Hollywood-Filmmusiker Peter Gregson Tanzende vor rückwärts laufendem Timer in schwarzen Ganzkörperanzügen in verschiedene Konstellationen - sie zelebrieren den Moment der Verwandlung. Marie Chouinard wiederum, Grande Dame der zeitgenössischen Avantgarde, prangert in „Le Chant du Cygne: le Lac" (Foto oben) Gewalt an Frauen an. Tänzerinnen vollführen extreme Bewegungen zu Klängen von Louis Dufort und dem chilenischen Colectivo Las Tesis vor lodernden Filmflammen mit wilden Perücken, Spitzenschuhen an der Hand, stark, provokativ, feministisch. Null Geschlechterunterschiede gibt es bei Marco Goecke. Der Chefchoreograf und Ballettdirektor des Staatsballett Hannover, seit 2019 Artist in Residence bei Gauthier Dance, schickt die Truppe zur Musik der isländischen Sängerin Björk in rosa Spitzenhemden, schwarze Hosen, die Haare streng nach hinten gekämmt in rasend zitternde Bewegungen. Sein ,,Shara Nur" ist ein faszinierender dunkler Kosmos voller eigener zeichenhafter Ästhetik.

Magie und charmante Unterhaltung

Musik-Ikone Erika Stucky. Foto: Mirco Talierico
Musik-Ikone Erika Stucky. Foto: Mirco Talierico

Feine Klangmagie präsentieren der Jazzpianist Patrick Bebelaar und die Saxofonisten Christoph Beck und Frank Kroll beim Release-Konzert ihres neuen Albums „Borgirault" am 17. Dezember um 20.30 Uhr. Ebenfalls magisch und dennoch ganz anders ist das Universum von Topas alias Thomas Fröschle, dem zweifachen Weltmeister der Zauberkunst. Welche geheimen Kräfte der Stuttgarter hat, das präsentiert er in seiner fünften Bühnenshow, die am 28. Dezember Premiere feiert: ,,Secret Power: Die One-Man-Magic Show". Der Titel ist Programm, besitzt Topas doch die ,,Secret Power" an vielen Stellen im Körper, wie er sagt. In seinen Händen etwa, deren Fingerfertigkeit nicht nur Dinge erscheinen und verschwinden lassen können, aus denen gar Blitze zucken! Von zerplatzenden Ziegelsteinen, fliegender Limonade und der Ursuppe, aus der sich echtes Leben materialisiert, ganz zu schweigen. Und in seinem Geist freilich, der erschreckend zutreffende Vorhersagen trifft, als Kopf ohne Körper die Gedanken des Publikums liest - und Gebäckstücke erscheinen lässt, die sich das Publikum ausdenkt. Im gesamten Körper schließlich: Der schwebt gerne mal über dem Laufband und ermöglicht beweglich geschickt, dass Beine und andere Teile auf unerklärliche Weise verschwinden. Dabei greift Topas auch Aktuelles auf, zaubert etwa aus der Sicht eines Youtubers. ,,Secret Power": Das sind 15 Nummern mit Illusionen und Innovationen, Comedy und Charme, Augenzwinkern und Augenöffner.

Geschichten von unterwegs

Augen und Ohren öffnet auf ihre ganz eigene Weise Erika Stucky am 1. Januar 2023. Die US-amerikanisch-schweizerische Jazz-Sängerin legt im Theaterhaus wieder einen Stopp mit ihrer ,,Stucky's Roadshow ... Stucky on the road" ein. Die Performerin und Akkordeonistin, die mit herrlich verrückter Ästhetik sowie Stilistik von Tom Waits bis Anti-Heidi-Jodeln die Grenzen der Genres ad absurdum führt, ist ein echter Road Dog". Geschichten von unterwegs hat die in San Francisco geborene Künstlerin im Gepäck. An Bord ihrer „beautious band" ist der britische Gitarrist und Multiinstrumentalist Terry Edwards, der etwa bei Madness oder Tindersticks spielte, außerdem der Schweizer Schlagzeuger Nelson Schaer.

Noch mehr Rhythmus gefällig? Dafür sorgen ab 3. Januar 2023 die Trommel-Legenden von Yamato. The Drummers of Japan verbinden in ihren Shows Tradition mit Moderne, unbändige Leidenschaft mit verblüffender Harmonie, athletische Höchstleistung mit Humor. „Tenmei", also Schicksal, heißt die Show der Taiko-Virtuosen, die das Leben in seiner ganzen Vielfalt feiert – und pure Energie auf die Bühne bringt.

Tickets gibt es unter 07 11/40 20 720 und theaterhaus.com. peix