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Langer Weg bleibt

Nach der Schließung des letzten Bäckers im Sommer gibt es beim Thema Nahversorgung in Steinhaldenfeld aktuell wenig Hoffnung auf Besserung.

Langer Weg bleibt

Insgesamt vier Marktstände gibt es aktuell einmal wöchentlich in Steinhaldenfeld. Fotos: Thomas Graf-Miedanerer

Vier Stände und ein Kiosk: nicht der abgeänderte Titel eines Spielfilms, sondern die aktuelle Nahversorgungslage in Steinhaldenfeld.

Wo es einst einen kleinen Supermarkt und einen Bäcker gab, ist jetzt gähnende Leere. Steinhaldenfeld befindet sich mit dieser Situation in guter Gesellschaft: Die Wirtschaftsförderung der Stadt Stuttgart bezeichnet dies als so genannten Defizitraum. Insgesamt gibt es laut Wirtschaftsförderung rund 70 solcher Defiziträume im Stadtgebiet Stuttgart. Als Defizitraum gilt laut Definition ein Gebiet, ein dem sich in einem Radius von 500 Metern zum Wohnstandort kein größerer Lebensmittelmarkt (mit mehr als 200 Quadratmeter Verkaufsfläche) zur Deckung des kurzfristigen Bedarfs findet. Die Besonderheit in Steinhaldenfeld im Gegensatz zu vielen anderen Defiziträumen ist, dass dies noch nicht so lange der Fall war. Als das Förderprogramm „Nahversorgung konkret" in den Jahren 2014 und 2015 ins Leben gerufen wurde, in dessen Zusammenhang die Defiziträume definiert und ausgemacht wurden, gehörte Steinhaldenfeld noch nicht dazu. Das bestätigt auch die Wirtschaftsförderung:

„Die Nahversorgungssituation in Steinhaldenfeld hat sich in den vergangenen Monaten und Jahren negativ entwickelt, vor wenigen Wochen hat auch die Bäckerei als letzter Nahversorgungsbetrieb geschlossen."

Gleichzeitig macht die Wirtschaftsförderung auch wenig Hoffnung, dass sich an der Situation etwas ändert. Zumindest über das Programm ,,Nahversorgung konkret". Damit unterstützt die Landeshauptstadt Stuttgart den kleinteiligen Lebensmitteleinzelhandel und somit die wohnungsnahe Grundversorgung in den Stadtquartieren.

Seit Sommer ist in der Steinhaldenstraße Leerstand angesagt.
Seit Sommer ist in der Steinhaldenstraße Leerstand angesagt.

Denn für den großflächigen Lebensmitteleinzelhandel sind solche Lagen oft nicht rentabel und es fehlen verfügbare Flächen. ,,In Steinhaldenfeld ist durch das Einkaufsab und dann wieder hoch - für ältere Semester sehr anspruchsvoll. Gleichzeitig verstehe er, dass es sich für die Supermarktbetreiber nicht lohne. Ganz die Hoffnung aufgeben, will er aber noch nicht: ,,Ein Lieferservice wäre eine Möglichkeit. Auf Grund des kleinen Stadtteils, wäre die Nachfrage aber eventuell so gering, dass es einen Sponsoren braucht", sagt Roder.

Auch Roland Schmid, Bezirksbeirat für die CDU in Bad Cannstatt sieht das Problem - und ist sich bewusst, dass es keine leichte Lösung gibt: „Die Nahversorgung ist ein uraltes Thema auch in vielen anderen Stadtbezirken." Die Versorgung werde immer schlechter, sodass man gezwungen sei in die großen Einkaufszentren auszuweichen. Einerseits spiele natürlich der Verbraucher selbst auch eine wichtige Rolle: ,,Wenn man die finanziellen Möglichkeiten hat, sollte man schon bereit sein, beim Laden ums Eck auch ein bisschen höhere Preise zu akzeptieren und die Läden auch annehmen", so Schmid. Anderseits sieht er auch Bund, Land und Kommunen in Verantwortung. „Die Rahmenbedingungen für einen funktionierenden Einzelhandel müssen geschaffen werden und man muss sich schon die Frage stellen, inwiefern es eine kommunale Aufgabe ist, die Nahversorgung zu sichern", so Schmid.

Im Falle von Steinhaldenfeld ist die Stadt zumindest dran, auch trotz der schlechten Ausgangslage nicht aufzugeben. ,,Alternative Konzepte wie mobile Versorgungskonzepte werden derzeit intensiv geprüft", so ein Sprecher.

„Für ältere Menschen ist dies aber natürlich nicht zufriedenstellend"
Günter Roder, Vorsitzender Bürger- und Siedlerverein

Gegebenenfalls ergebe sich hier eine Möglichkeit, als Ergänzung zum Wochenmarkt die Versorgungslücke in den Randbereichen des Stadtteils zumindest temporär zu schließen.

Zudem befinde man sich im Austausch mit der Märkte Stuttgart GmbH. Von deren Seite macht man allerdings auch wenig Hoffnung auf einen Ausbau: ,,Aktuell haben wir vier Marktbeschicker", so eine Sprecherin der Märkte Stuttgart GmbH. ,,Auf Grund der allgemeinen Umsatzlage ist eine Erweiterung allerdings nicht geplant."

Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es vielleicht noch: Für die Flächen der Steinhaldenstraße 167, in denen sich die vor kurzem geschlossene Bäckerei befunden hat, ist die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) aktuell in Gesprächen mit verschiedenen Interessenten. Mit der Neuvermietung wird voraussichtlich im ersten Quartal 2023 zu rechnen sein. Aus was für einer Branche der neue Mieter kommen wird, darüber konnte dies SWSG allerdings noch keine Auskunft geben. Thomas Graf-Miedaner