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"Das Double wäre der Hammer"

Jürgen Klinsmann stürmte von 1978 bis 1984 für Stuttgarter Kickers. Die Blauen waren Sprungbrett für seine große Karriere.

"Das Double wäre der Hammer"

Jürgen Klinsmann stürmte für die Kickers - hier in einem Zweitligaspiel in der Saison 1983/84 gegen den SSV Ulm 1846. Foto: Pressefoto Baumann

Jürgen Klinsmann stürmte von 1978 bis 1984 für die Stuttgarter Kickers. Die Blauen waren für den gebürtigen Göppinger das Sprungbrett für eine große Karriere, die ihn als Spieler zum VfB Stuttgart, Inter Mailand, AS Monaco, Tottenham Hotspur, FC Bayern München, Sampdoria Genua und Tottenham Hotspur führte. Nach seiner Zeit als Bundestrainer arbeitete der 58-Jährige beim FC Bayern München, in den USA, bei Hertha BSC und seit diesem Jahr als Nationaltrainer von Südkorea.

Herr Klinsmann, wo erwischen wir Sie gerade?

Wir planen gerade unsere nächsten Länderspiele, die im Juni stattfinden. Ich war im Mai noch in Seoul, dann in Europa unterwegs, dann wieder in Seoul, von dort bin ich nach Katar zur Auslosung der Asienmeisterschaft und um ein Quartier festzulegen.

Wo und wie haben Sie vom Aufstieg der Kickers erfahren?

Vom definitiven Aufstieg wegen der Zeitverschiebung am späten Abend in Seoul. Da landen noch immer schon kurz nach Spielschluss ein paar Nachrichten auf meinem Handy. Und noch immer gucke ich auch als erstes nach den Spielen der Vereine, bei denen ich selbst mal aktiv war und eine emotionale Bindung habe. Egal, ob es Inter Mailand ist in der Champions League oder Tottenham oder die Stuttgarter Kickers.

Und wie haben Sie es in der Ferne aufgenommen?

Natürlich freut man sich mit den Blauen. Bei einer meiner letzten Besuche habe ich mich in Stuttgart mit dem Rainer Lorz, dem Präsidenten, getroffen und mit Ralf Vollmer ist ja noch immer einer meiner Mitspieler involviert - und deshalb freut es mich.

Kennen Sie denn auch Einzelheiten?

Natürlich nichts zu den Spielen, Spielern oder der Mannschaft. Aber wenn ich dann mitbekomme, dass 5000 oder 6000 Zuschauer bei den Spielen sind, dann berührt mich das schon. Oder auch, wenn die Mannschaft 100 Tore schießt - das freut mich als ehemaliger Stürmer.

Was verbinden Sie mit den Blauen?

Ganz vieles, weil es so viele positive Erinnerungen sind an die Jugendzeit und an die ersten Schritte in der ersten Mannschaft. Ich habe dort sehr viel gelernt im Fußball und auch fürs Leben. Und seit einiger Zeit treffen wir uns auch bei jedem Deutschland-Besuch von mir mit meinen ehemaligen Mitspielern aus der damaligen B-Jugend. Erst jetzt wieder im Mai - und das macht richtig Spaßs.

Wie sollte der weitere Weg der Kickers aussehen?

Oh je, da bin ich zu weit weg, die brauchen keine Ratschläge von mir. Zumal ich mir sicher Personen bin, dass die verantwortlichen die richtigen Entscheidungen treffen.

Was gilt es grundsätzlich nach einem Aufstieg zu beachten?

Eine neue Liga ist natürlich mit neuen Aufgaben verbunden. Es gilt einfach immer, den Schwung aus einer erfolgreichen Saison mitzunehmen und trotzdem mit Respekt in die neue Runde zu gehen. Denn eine höhere Liga - das sind immer auch bessere Gegner.

Der 1. FC Heidenheim steht vor dem Aufstieg in die Bundesliga. Ihre Mutter ist zehn Kilometer vom Stadion entfernt aufgewachsen. Wie beurteilen Sie die Entwicklung dieses Clubs?

Heidenheim - das ist natürlich eine ganz besondere Geschichte von Kontinuität und Erfolg. Diese Geschichte ist nicht nur für die Ostalb ein absolutes Highlight, sondern sollte es für den ganzen Fußball sein. Was dort geleistet wurde, ist Vorbild für viele Vereine, die solche Rahmenbedingungen haben oder selbst solche Rahmenbedingungen schaffen können.

Und die Stuttgarter Kickers können ja noch das Double aus Meisterschaft und Pokalsieg erreichen. 

Ja, ich drücke den Blauen jetzt noch vor allem die Daumen für das Finale im WFV-Pokal am 3. Juni. Die Titelverteidigung und damit verbundene erneute DFB-Qualifikation - das wäre der Hammer. Jürgen Frey

DAS WAREN DIE AUFSTIEGE DER BLAUEN SEIT 1988

Aufstieg in die Bundesliga 1988: Kickers-Coach Manfred Krafft: Foto: Pressefoto Baumann
Aufstieg in die Bundesliga 1988: Kickers-Coach Manfred Krafft: Foto: Pressefoto Baumann

1988 in die Bundesliga
Ein Jahr nach dem Einzug ins DFB-Pokalfinale gegen den Hamburger SV (1:3) folgte der erste Aufstieg in die Bundesliga unter Trainer Manfred Krafft. ,,Wir waren die mit Abstand beste Mannschaft in der zweiten Liga. Der Aufstieg deutete sich schon mehrere Wochen vor Saisonende an", erinnert sich Stürmer Ralf Vollmer. Am 18. Mai 1988 konnte durch die Tore von Bernd Grabosch, Kazimierz Kmiecik und Uwe Igler mit einem 3:0-Auswärtserfolg bei Rot-Weiß Oberhausen der Sprung nach oben endgültig perfekt gemacht werden. Vollmer: ,,Das war unter der Woche abends, gefeiert haben wir trotzdem kräftig in der Düsseldorfer Altstadt."

1991 in die Bundesliga
Auf dem Weg zurück in die Bundesliga zeigten die Blauen keine Nerven: Gegen den FC St. Pauli gab es im Relegations-Entscheidungsspiel (Hin- und Rückspiel waren 1:1 ausgegangen) in Gelsenkirchen ein 3:1 durch die Tore von Ralf Vollmer, Juan Cayasso und Dirk Fengler. Die Mannschaft von Trainer Rainer Zobel war erst 40 Minuten vor dem Anpfiff angekommen. Der Stau war nicht vorhersehbar. ,,Uns hatte damals keiner auf dem Zettel, umso befreiender und ausgelassener war die Feier", erinnert sich Vollmer. Nach einem Abstecher nach Köln ging die Party in Degerloch weiter.

1996 in die zweite Liga
Im ersten Jahr nach dem Abstieg in die Regionalliga Süd waren die Blauen noch, hauptsächlich wegen ihrer Auswärtsschwäche, an der SpVgg Unterhaching gescheitert. 96 Saisontore (allein davon 37 von Jonathan Akpoborie) reichten nicht. Im zweiten Jahr gelang unter Trainer Wolfgang Wolf der Wiederaufstieg - mit neun Punkten Vorsprung vor dem VfR Mannheim. Kickers-Stürmer Markus Beierle kam mit 23 Treffern auf Platz zwei der Torjägerliste hinter Dragan Trkulja (25 Tore/SSV Ulm 1846). ,,Wir hatten einen unglaublichen Zusammenhalt in der Mannschaft und Wolle Wolf hatte den Laden im Griff", sagt Spielmacher Adnan Kevric.

2012 in die dritte Liga
Die Stuttgarter Kickers machten den Sprung nach oben praktisch auf dem Sofa perfekt - und fast wäre es am vergangenen Sonntag genauso gekommen, doch die SG Sonnenhof Großaspach erzielte in der Nachspielzeit noch das 2:1 gegen den SSV Reutlingen. 2012 hatte das Team von Trainer Dirk Schuster mit einem 1:0 gegen den FC Memmingen vorgelegt. Sonntags war der Aufstieg durch die 2:3-Niederlage von Rivale SG Sonnenhof Großaspach bei der TSG 1899 Hoffenheim II rechnerisch besiegelt. ,,Eine super Saison. Wir hatten eine überragende Truppe aus erfahrenen Spielern wie Marco Grüttner, Julian Leist, Marcel Ivanusa oder Jerome Gondorf. Dazu viele hungrige Jungs aus der eigenen Jugend wie Fabio Leutenecker", erinnert sich der mittlerweile 39-jährige damalige Spielmacher Enzo Marchese. jüf