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Beruf & Weiterbildung

Mischung aus Online und Präsenz

Das Studium heute ist reglementierter und strammer als früher, aber es gibt auch Gestaltungsfreiräume. Am Ende jedes Semesters gibt es Prüfungen.

Mischung aus Online und Präsenz

Studieren heißt auch neue Leute kennenlernen und gemeinsam lernen. Foto: Drazen / Stock Aadobe

Wer seine Eltern nach ihren Studienerfahrungen fragt, wird deutliche Unterschiede zu dem feststellen, was ihn heutzutage als Studienanfänger erwartet. Denn inzwischen gibt es viel mehr Vorgaben als früher. Das bedeutet aber nicht, dass es keine Wahl- und Gestaltungsmöglichkeiten mehr gibt.

,,Das heutige Studium ist deutlich reglementierter als früher. Bevor die Bachelor- und Masterabschlüsse eingeführt wurden, gab es mehr Freiräume", erklärt Ulrich Krieger, stellvertretender Leiter der Zentralen Studienberatung an der Universität Hohenheim. ,,Früher war es noch möglich, 24 Semester zu studieren. Heute muss man sein Bachelorstudium nach neun Semestern abgeschlossen haben. Studierende sollten also am Ball bleiben." In besonderen Situationen sei es aber möglich, Urlaubssemester zu nehmen, die nicht angerechnet werden.

Bachelor-Studium modular aufgebaut

,,Auch heute noch gibt es genügend Puffer, um über den Tellerrand des eigenen Studiums zu schauen, um im Ausland zu studieren, Praktika zu machen oder Sprachkurse zu besuchen", betont Krieger. Das empfiehlt der Studienberater auch dringend. „Viele Studierende machen sich allerdings Sorgen, wenn sie ein oder zwei Semester über der Regelstudienzeit liegen. Aber das ist nicht nötig, denn auch damit werden sie den Berufseinstieg erfolgreich schaffen." Wer in einem Semester mal weniger Stunden belegen will, sollte sein Studium allerdings gut planen und sich beraten lassen. ,,Dann gibt es später keine bösen Überraschungen." Denn viele Lehrveranstaltungen - die sogenannten Module - bauen aufeinander auf und nicht alle werden jedes Semester angeboten.

Gerade im Universitätsstudium existieren heutzutage viel mehr Vorgaben als noch vor dreißig Jahren: ,,In den ersten drei Semestern des Bachelorstudiums sind alle Module genau vorgeschrieben. Eine Auswahl haben Studierende in dieser Zeit nicht", so Krieger. ,,Die gibt es erst ab dem vierten Semester im sogenannten Profilstudium." Dann kann man seinen Neigungen entsprechend bestimmte Module belegen.

Der Studienberater rechnet vor, dass Studierende im Durchschnitt 20 bis 25 Stunden in der Woche in Lehrveranstaltungen verbringen. ,,Dazu kommt die Vor- und Nachbereitung. So kommen Studierende auf etwa 35 bis 40 Stunden in der Woche", erklärt Krieger. Jobben neben dem Studium ist zwar weiterhin möglich, aber nur bis zu einem gewissen Umfang. ,,Ein Halbtags- oder Ganztagsjob ist mit einem Vollzeitstudium unvereinbar."

Im Gegensatz zum Universitätsstudium war das Studium an einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften auch schon vor Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge genau geregelt. ,,An Hochschulen wie bei uns wurde schon immer in geschlossenen Verbänden mit einem genauen Stundenplan studiert. Aber auch bei uns gibt es nach dem zweiten Semester die Möglichkeit, im Wahlpflichtbereich eigene Schwerpunkte zu setzen", berichtet Michaela Leipersberger-Linder, Pressesprecherin der Hochschule für Technik Stuttgart. ,,Außerdem haben wir ein verpflichtendes Praxissemester. Es besteht auch die Möglichkeit, ins Ausland zu gehen." Gleichzeitig schränkt sie ein: „Das Studium ist grundsätzlicher viel strammer geworden als früher."

Mehr Online- und Hybrid-Formate

Die Corona-Zeit hat zusätzliche Veränderungen mit sich gebracht: ,,Natürlich findet die Lehre grundsätzlich wieder in Präsenz - also in Seminarräumen, Hörsälen und Laboren - statt", so Krieger. ,,Dennoch hat die Pandemie einen unglaublichen Schub im Bereich der virtuellen Lehre gebracht. So gibt es unterschiedliche Online- und Hybrid-Formate wie etwa Online-Tutorien." Auch viele Informations- und Beratungsangebote finden virtuell statt. „Inzwischen hat sich eine wunderbare Mischung zwischen Online und Präsenz eingependelt."

Es gibt aber auch Kontinuitäten: „Die gemeinsame Lerngruppe ist immer noch das Maß aller Dinge. Inzwischen reagiert die Uni darauf und schafft dafür auf dem Campus immer mehr geeignete Räumlichkeiten." Auch die Bibliothek als bevorzugter Lernort hat in Zeiten der Digitalisierung nichts von seiner Bedeutung verloren. Da die Taktdichte der Prüfungen eng ist, sind solche Lernorte umso wichtiger: ,,Am Ende eines jeden Semesters schließen sich Prüfungen an, die für die Studienabschlussnote relevant sind. Dafür gibt es am Studienende keine Abschlussprüfungen. Dann steht ausschließlich das Verfassen der Bachelorarbeit an." Anja Schreiber


Arbeiten an der Universität

Ob wissenschaftliche Karriere oder als Mitarbeitende - Unis und Hochschulen sind interessante Arbeitgeber.

Professor oder Professorin zu werden ist ein langer und steiniger Weg. Aber an einer Universität oder Hochschule zu arbeiten, ist eine Perspektive für alle, denen die Atmosphäre des akademischen Betriebs gefällt. Die Möglichkeiten seien vielfältig, weiß man bei Gradus, der Graduierten-Akademie der Universität Stuttgart. So gibt es etwa für Absolventinnen und Absolventen zwei Wege: Wer zum Beispiel den Masterabschluss in Wirtschaftswissenschaften hat, könnte als wissenschaftlicher Mitarbeiter oder Mitarbeiterin weitermachen und promovieren oder er/sie könnte sich mit entsprechenden Kompetenzen etwa auf eine Stelle in einem Digitalisierungsprojekt der Uni bewerben.

Eine wissenschaftliche Karriere beginnt oft schon während des Studiums mit einem Job als Studentische Hilfskraft. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter arbeitet man in einem Forschungsprojekt in seinem Fachgebiet und ist in der Lehre tätig. Die meisten wissenschaftlichen Mitarbeiter beginnen eine Doktorarbeit. Eine Promotion dauert vier bis sechs Jahre. 28 Prozent derjenigen, die promoviert haben, arbeiteten weiter an der Uni. Wissenschaftliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen können zum Juniorprofessor aufsteigen. Den Status Professor erreicht man nach einer Habilitation.

Außer der wissenschaftlichen Karriere gibt es an Hochschulen aber auch viele andere Jobs für Absolventen. Man kann etwa in der IT tätig, Klimaschutzbeauftragte werden oder bei Mentoring-Programmen mitarbeiten. Universitäten und Hochschulen sind interessante Arbeitgeber. Sie seien ein ganz eigener Kosmos, international mit Menschen unterschiedlichster Kulturen.

Unis und Hochschulen beschäftigen aber auch viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Berufen ohne Hochschulabschluss. Sie werden in der Verwaltung und Technik, im Handwerk bis hin zur Mensa gebraucht. Die Universität Stuttgart hat insgesamt mehr als 5500 Beschäftigte. dep