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Was macht eigentlich eine Fluglotsin?

Susanne Vaskovic ist Agrarwissenschaftlerin, Falknerin und angehende Fluglotsin. Wenn man so will, hat eine Taube ihr den Weg in den Beruf gewiesen. Wie? Das verrät die 28-Jährige im Interview.

Was macht eigentlich eine Fluglotsin?

Susanne Vaskovic macht eine Ausbildung zur Fluglotsin. Foto: dpa-tmn/Andreas Arnold

Kleine Vierecke auf dem Radar im Auge behalten und sie so steuern, dass sie nicht zusammenstoßen: Klingt erstmal einfach, ist in der Praxis aber ein hochkomplexer Job. Ohne Fluglotsen würde kein Flugzeug sicher abheben oder landen können. Was macht den Reiz des Berufs aus?Suanne Vaskovic, Fluglotsin in Ausbildung, erzählt von ihrem ungewöhnlichen Weg in den Job, was es bedeutet, in Sekundenschnelle Entscheidungen zu treffen und wie sie bei der Deutschen Flugsicherung (DFS) eine neue Familie gefunden hat.

Wie verlief Ihr Weg in den Beruf?

Das ist eine etwas kuriose Geschichte. Eigentlich habe ich in Stuttgart Hohenheim Agrarwissenschaften studiert. Außerdem bin ich Falknerin und Jägerin. Mehr oder weniger zufällig bin ich so zur Vogelvergrämung am Flughafen Stuttgart gekommen, die suchten Verstärkung. Im Prinzip geht es in dem Job darum, Vögel, die im Luftraum Gefahren verursachen könnten, zu vertreiben. Ein Vogelschlag, wenn Flugzeug und Vogel kollidieren, ist nämlich sehr gefährlich.

Eines Tages haben mich die Lotsen im Tower, also im Flugverkehrskontrollturm auf dem Flughafen, angerufen, weil eine Taube am Tower saß, die einfach nicht wegfliegen wollte. Die Taube ist doch recht schnell weggeflogen. Ich aber fand sehr spannend, was ich da im Tower gesehen habe und bin mit den Fluglotsen ins Gespräch gekommen.

Letztendlich hat dieses Erlebnis dazu geführt, dass ich mich bei der DFS Deutsche Flugsicherung (DFS) beworben habe, und nach dem Eignungstest in das rund dreijährige Ausbildungsprogramm aufgenommen wurde.

Worin liegt Ihre Motivation?

Ich war vor dem Beginn meiner Ausbildung kein großer Flugzeugfan oder so, ich bin maximal in den Urlaub geflogen und auch das nicht oft. Mit ausschlaggebend war für mich, dass es in diesem Beruf keinen Tag gibt, an dem man das Gleiche erlebt. Außerdem werde ich als Lotsin nach meiner Schicht abgelöst. Ich muss nicht 24/7 an die Arbeit denken. Ich weiß, der Luftraum wird auch nach meinem Dienstschluss immer sicher überwacht.

Wie erklären Sie einem Laien Ihren Beruf?

Am allereinfachsten wäre es zu sagen: Ich schaue, dass Flugzeuge in der Luft nicht zusammenstoßen. Allerdings ist der Beruf mittlerweile sehr viel komplexer. Es gibt eine ganz bestimmte Phraseologie, die wir verwenden müssen: Fluglotsinnen und -lotsen sind dafür zuständig, dass Flugzeuge in ihrem Luftraum die Verkehrsregeln einhalten und vor allem, immer mit ausreichend Sicherheitsabstand unterwegs sind.

Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Fluglotsen: Da sind die Tower-Lotsen, die am Flughafen Start- und Landefreigaben erteilen und direkte Sicht auf die Piste haben. Und die Centerlotsen, die in der Kontrollzentrale ihren Luftraum im Blick behalten und die Flugzeuge dahin steuern, wo sie hin müssen. Der Luftraum in Deutschland ist in Sektoren aufgeteilt. Jeder Fluglotse und jede Fluglotsin hat einen Sektor, für den er oder sie zuständig ist und kontrolliert die Flugzeuge, die sich darin bewegen, bis sie den nächsten Sektor erreichen.

Die schönsten Seiten des Berufs sind ...?

Mit am schönsten ist es für mich, dass ich mit der DFS fast so etwas wie eine neue Familie gefunden habe. Die meisten haben eine Leidenschaft für die Fliegerei, da trifft man sich dann privat, um zu fliegen oder am Flughafen, um die neuen Anstriche der Flugzeuge anzusehen. Ich glaube, an der Akademie kommt einfach ein bestimmter Schlag Mensch zusammen, das verbindet.

... und die größte Herausforderung?

Das ist tatsächlich, in kürzester Zeit die Menge an neuem Wissen aufzunehmen. Die Anforderungen an der Akademie und im Beruf sind sehr hoch, auch im Vergleich mit einem Hochschulstudium. Amelie Breitenhuber, dpa