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Kornwestheim

Claire Beyer: "Zwischen alten knorrigen Reben finde ich zur Ruhe"

Die Schriftstellerin Claire Beyer kam mit zehn Jahren nach Markgröningen.

Claire Beyer: "Zwischen alten knorrigen Reben finde ich zur Ruhe"

Claire Beyer Foto: Werner Kuhnle

Auf halbem Weg zwischen und wohnt Claire Beyer im Obergeschoss des Wimplinhofs in der Altstadt von Markgröningen. „Es ist ein geschützter Raum, in dem ich mich wohl fühle", so beschreibt sie ihre Beziehung zu ihrem Zuhause und dem Hohenasperg Keltenmuseum Landkreis. „Vielleicht haben die Kelten früher an dieser Stelle, wo heute das Wimplinhaus steht, Rast gemacht", sagt sie. ,,Dann wäre es auch einer dieser vielen besonderen Orte hier im Kreis." Sie meint damit nicht nur die vielen Kleindenkmäler und historischen Gebäude. Claire Beyer, die sechs Romane und zahllose weitere Texte geschrieben hat, hat ihren Kraftort im Wengert: „Immer, wenn ich eine Entscheidung treffen muss, gehe ich in die Weinberge. Zwischen alten knorrigen Reben finde ich zur Ruhe." Der hiesige Wein- und Obstanbau im Wandel der Jahreszeiten mit Blüten und Früchten beeindruckte sie sehr, als sie als Zehnjährige mit ihren Eltern aus dem Allgäu zunächst nach Möglingen und dann nach Markgröningen zog.

Der Anfang war nicht leicht für sie: ,,Ich hatte einen anderen Dialekt und musste mich erst an die Region und die Menschen gewöhnen", erinnert sie sich. Inzwischen ist die 75-Jährige, die das leicht rollende R des Allgäus bis heute nicht verloren hat, hier heimisch geworden und schätzt die Menschen. „Es ist beeindruckend, was hier auf die Beine gestellt wird. Zum Beispiel beim Markgröninger Schäferlauf. Jung und Alt, alle arbeiten wochenlang auf ein gemeinsames Ziel hin." Sie sieht im Schäferlauf mehr als ein Heimatfest, er sei typisch für die Menschen hier: ,,Man packt zusammen an, damit jeder am Ende etwas davon hat - die anderen, aber auch man selbst. Und es wird so lange getüftelt, bis alles gut funktioniert."

Die Autorin schätzt die vielen Handwerksbetriebe und familiengeführten Unternehmen in der Region, den Einfallsreichtum, das „Tüfteln" ebenso wie das kulturelle Angebot und die vielen historischen Stätten. ,,Die Dichte an Dichtern aus der Region ist enorm", findet sie und verrät, dass sie Friedrich Schiller am meisten schätze. Das Deutsche Literaturarchiv wie auch das Schiller-Nationalmuseum in Marbach sind für sie Orte, auf die man stolz sein könne. ,,Das große kulturelle Angebot der Region, die zahllosen Vereine und ihre Aktivitäten überraschen mich immer wieder aufs Neue", berichtet sie. „Man muss nur den Veranstaltungskalender in der Zeitung aufschlagen - da ist für jeden etwas dabei, vom Backhausfest bis zum Schachturnier." Andrea Veyhle

DREI FRAGEN

Mein Lieblingsort im Kreis ist... ein Bänkchen in den Weinbergen in der Nähe der Schlüsselburg. Dort habe ich eine seltsame Energie verspürt - später stellte sich heraus, dass früher an dieser Stelle eine Kapelle stand.

Die Menschen im Kreis sind... aktiv, bodenständig, weltoffen, individuell und knitzig.

Den Landkreis zeichnet aus, dass...
er unglaublich viele historische und kulturelle Errungenschaften beheimatet. Die ,,Dichter-Dichte" ist ebenso hoch wie die der Tüftler, Handwerker und erfolgreichen Mittelständler. vey